INTERVIEW MIT BLACKOUT PROBLEMS

Von Alisa Knoll und Sarah Weinberg | 20. Januar 2021

Am 15. Januar veröffentlichten Blackout Problems ihr neues "DARK" via Sony Music / Munich Warehouse. Wir haben uns die Platte angehört und unsere Gedanken zusammengefasst. Im Interview spricht Bassist Marcus außerdem über die Themen der Platte, die Albumproduktion und die Zukunft der Musik- und Kulturszene.

Foto: (c) Moe Schinn
Foto: (c) Moe Schinn

Blackout Problems gründeten sich im Jahr 2012. Sänger Mario, Bassist Marcus, Gitarrist Moritz und Drummer Michael veröffentlichten 2016 ihr erstes Album "HOLY", 2018 folgte das zweite Album "KAOS". Mit "DARK" präsentiert die Band nun ihre dritte Platte.

 

Das sagt Sarah zu DARK: "Die vorab veröffentlichten Singles haben mir definitiv Lust auf mehr gemacht; einige Songs, inklusive "MURDERER", durfte ich im Winter 19/20 bei Konzerten schon live erleben. Meine Vorfreude auf das neue Album war also dementsprechend groß und ich wurde nach dem ersten Hören von "DARK" nicht enttäuscht. Die neue Platte knüpft an den Blackout Problems-typischen Sound an, offenbart aber auch das ein oder andere neue Hörerlebnis. Es ist eine emotionale Reise, die sich den Hörer:innen offenbart; durch tiefe Täler und auf hoffnungsvolle Gipfel. Meine Song-Favoriten sind MURDERER, BROTHER und DRIVEBY."


"DIE BAND HAT GEMEINSAM MIT DEN VIELEN MENSCHEN (...) EIN KOMPLETTES KUNSTWERK GESCHAFFEN!"


Das sagt Alisa zu DARK: "Die musikalischen Standards werden aufgebrochen und die Grenzen verschwimmen. Ihre Offenheit zeigt sich im unverwechselbaren Sound, der durch die verschiedensten Elemente und Instrumente hergestellt wurde. Alles harmoniert wahnsinnig gut miteinander. Umrandet wird das Ganze sowohl aus der Mischung von gewohnt lautstarken Vocals als auch den sanfteren und cleanen Vocals.

Die Band bringt ihre Emotionen und Erlebnisse des letzten Jahres zum Ausdruck und nimmt so direkt jede:n Hörer:in mit auf eine Achterbahnfahrt. Es geht sofort steil nach oben und immer weiter, bis es dich plötzlich mit in die dunkle Tiefen reißt, um dich kurz drauf wieder in die Höhe zu schießen.

 

Du hörst das Album und fühlst dich sofort in die Stimmung oder das Thema hinein. Blackout Problems schaffen es, egal wie düster die Themen sein mögen, dass der/die Hörer:in sich trotzdem fallen lässt und sich dem einzigartigen Sound hingeben kann. Die Band hat gemeinsam mit den vielen Menschen, die in den Prozess und das Projekt involviert waren, ein komplettes Kunstwerk geschaffen."

 

Nachfolgendend lest ihr das Interview, das wir mit Bassist Marcus geführt haben.


Hallo Jungs, Alisa und Sarah vom Musikblog Old Vinyl hier. Danke, dass ihr uns ein paar Fragen beantwortet. Wie geht es euch aktuell? Wie fühlt es sich an, dass DARK jetzt endlich das Licht der Welt erblickt?

Marcus: Hallo ihr zwei. Freut uns sehr, dass wir uns wieder hören/schreiben. Es schreibt euch Marcus :) Uns geht es soweit gut. Wir proben momentan sehr eifrig für 2 Live-Stream-Konzerte, die wir für unsere Releasewoche in Kürze aufnehmen werden, um sie dann auszustrahlen. Natürlich haben wir uns 12 Monate zuvor unsere Veröffentlichung anders vorgestellt - wären gerne unterwegs und würden viele Konzerte spielen. Dennoch sind wir uns dem Ernst der Pandemie durchaus bewusst und haben vollstes Verständnis für die beschlossenen Beschränkungen.

Moritz, Marcus, Michael und Mario (v.l.n.r.) | Foto: (c) Paul Ambrusch, xfinalchapterx
Moritz, Marcus, Michael und Mario (v.l.n.r.) | Foto: (c) Paul Ambrusch, xfinalchapterx

Welche Themen sprecht ihr auf „DARK“ an? Und warum sind sie euch wichtig?

Marcus: DARK widmet sich sehr aktuellen Themen wie der Klimapolitik und dem Umweltschutz, Bewegungen wie Fridays For Future und Black Lives Matter. DARK beschreibt, wie es sich anfühlt im Jahr 2020 zu leben. Es läuft so viel schief und es gibt so viele Ungerechtigkeit auf unserer Welt, deshalb ist es uns sehr wichtig, dass dies Gehör findet und wir unseren Teil dazu beitragen. Dennoch gibt es auch Songs wie Seven, Brother oder Fireman, die nichts politisches/gesellschaftskritisches in sich tragen. Ganz im Gegenteil, diese Songs sind sehr persönlich und autobiographisch.


"LOVE THE NEIGHBOR!"


Was war die größte Herausforderung bei der Album Produktion?

Marcus: Die größte Herausforderung bei dieser Albumproduktion war auf jeden Fall die Coronakrise. Sowohl die Albumkampagne als auch die damit verbundenen Konzerte und Tourneen wurden/werden immer weiter nach hinten verschoben wodurch die psychische, finanzielle und existenzielle Belastung immer höher werden. Dennoch war es uns wichtig, dass DARK seinen Zeitgeist behält. Aus dem Grund haben wir uns für den Release im Winter 20/21 entschieden - auch wenn wir gerade keine Konzerte spielen können und mitten im Lockdown sind.

 

Euer Lieblingszitat von "Dark"?

Marcus: Love the neighbor!

 

Als Betrachter:innen ist uns aufgefallen, dass eure Musikvideos sehr einzigartig und durchdacht sind. Woher bekommt ihr die Ideen für die Videos? Wie läuft das bei euch ab?

Marcus: Die Ideen zu den Musikvideos entstehen oft direkt zu den Texten der Songs. Bei vielen Songs haben wir schon Bilder im Kopf, die wir dann mit unseren beiden Videoexperten des Vertrauens Bernhard und Moritz Schinn besprechen. Hier übernimmt Mario meist gemeinsam mit Moritz Schinn die Aufgabe der Regie.

Was war bislang eure Lieblingslocation für Videodrehs? Und warum?

Marcus: Eine ganz besondere Location für einen Videodreh war auf jeden Fall die alte Papierfabrik in Dachau. Hier haben wir 2018 eine Livesession gedreht. Die Stimmung und das Licht in dieser Ruine waren wirklich magisch.

 

Was macht ihr zum Ausgleich, wenn ihr mit vielen schlechten und schlimmen Nachrichten konfrontiert werdet?

Marcus: Musik!


"ICH GLAUBE, DASS SICH IMMER NOCH ETWAS AN DER WAHRNEHMUNG DER KULTUR INNERHALB DER POLITIK ÄNDERN MUSS"


Thema: Politische und gesellschaftskritische Memes. Verharmlosen sie die Tatsachen oder können sie förderlich sein? Wie steht ihr dazu?

Marcus: Ich finde Memes nicht perse schlecht. Im Gegenteil - ich denke schon, dass sie auch bei der Verarbeitung von diversen Themen helfen können. Wenn man beispielsweise an einer psychisch belastenden Tatsache momentan nichts ändern kann, hilft es manchmal einfach über den Umstand zu schmunzeln oder gar zu lachen als permanent traurig zu sein. Natürlich sollen sie nicht zur Verharmlosung dienen oder gar eine Tragödie verunglimpflichen. Mittlerweile gehören Memes einfach zur Humorkultur in Sozialen Netzwerken - die Witze des 21. Jahrhunderts quasi.

 

Welche Bücher und / oder Dokumentationen haben euch in letzter Zeit begeistert? Könnt ihr uns und unseren Leser:innen da ein paar Tipps geben? Genre egal!

Marcus: My Octopus Teacher - wahnsinnig mitreißende Doku auf Netflix über eine Freundschaft zwischen Mensch und Kraken.

 

Wenn ihr (hoffentlich bald wieder) auf Tour seid, was ist das ultimative Must-Have, das immer dabei sein muss?

Marcus: Sandwichtoaster!

Viele Menschen haben schon darüber gesprochen, aber auch wir kommen nicht drumherum. Und als Unterstützer:innen der Musik- und Kulturszene möchten wir von euch wissen: Was muss getan werden, damit sich die Kulturszene auch die nächsten Monate über Wasser halten kann?

Marcus: Ich glaube, dass sich immer noch etwas an der Wahrnehmung der Kultur innerhalb der Politik ändern muss. Ja, es gibt Hilfsmaßnahmen für Kulturbetriebe, Clubbetreiber:innen, Soloselbstständige, Bands und Künstler:innen. Leider ist der Weg zur Hilfe aber sehr bzw. so schwer, dass bis heute bei unglaublich vielen keine Hilfen geflossen sind bzw. fließen werden - obwohl es ihnen zustünde. Gründe hierfür sind meiner Meinung nach der fehlende Bezug von Experten:innen an den entscheidenden Stellen zum Thema Kultur. Ich würde mir sehr wünschen, dass man in den einzelnen Kommunen direkt mit Verantwortlichen sprechen könnte um auch auf Einzelfälle einzugehen.

 

Was wünscht ihr euch für 2021?

Marcus: Mehr Unterstützung für die Kulturbranche und Entspannung der Pandemie.

 

Eine letzte Message an die Leser:innen?

Marcus: Bleibt positiv, bleibt stark & gesund - wir sehen uns bald!

L.O.V.E.