Hagen Siems aka Gregor McEwan schreibt seit seinem 17. Lebensjahr eigene Songs. Seinen ersten Auftritt als Gregor McEwan hatte er im November 2008 als Support von „Joan As Police Woman“ in Münster. Die Musik von Gregor McEwan lässt sich nur schwer in ein spezielle Genre-Schublade stecken, der Musiker spielt das, auf was er schlicht und einfach Lust hat. So vereint er Indie, Folk, Pop, Britpop, Dance und auch Postrock. Am 17. April erschien Gregor McEwans neue EP "Spring Forward" via Stargazer Records.
Mit dem Songschreiben begann der Musiker nach einem MTV Unplugged Konzert von Roxette. Es folgten musikalische Inspirationen wie Oasis, Blur, Get Up Kids, Weakertans, Damien Rice, Bon Iver und auch Leonard Cohen und Tom Waits. Aber auch Filmmusik, wie zum Beispiel der von Hans Zimmer komponierte Soundtrack zum Film „Interstellar“, beflügeln den Musiker.
Die neue EP „Forward Spring“ ist ein Musterbeispiel dafür, dass Gregor McEwans Wurzeln nicht in einer einzigen Musikrichtung verankert sind. Der Track “₲ΛLΛX¥“ schickt die Hörer mit treibendem Bass und Drum-Groove-Beats auf eine galaktische Reise in unbekannte Sphären.
Mit „I Got U“ erzählt der Musiker eine Liebesgeschichte, die sich musikalisch in die Ecke des Indie-Rocks einordnen lässt.
Im Titelsong „Fwd: Spring“ beschäftigt sich Gregor McEwan mit den Auswirkungen und Chancen des Frühlings. Er singt von der Schönheit und Vergänglichkeit des Moments; eingebettet in euphorisch-melancholische Klänge von Gitarre, Querflöte, Glockenspiel und „Marching Drums“. Die wunderbar sanfte Ballade „A 000000 Times“ bildet den krönenden Abschluss der EP.
Hallo Hagen, danke, dass du uns ein paar Fragen beantwortest. Wie geht es dir denn aktuell so? Wie gehst du mit der Situation um?
Gregor McEwan: Na, aber gerne doch!… Wahrscheinlich geht es mir aktuell so, wie den allermeisten Mitmenschen: Man harrt ein wenig der Dinge, versucht sich mal zu beschäftigen, aber auch (leider viel zu selten) zu entschleunigen, macht sich intensivere Gedanken über Dinge, die einen auch schon pre-Corona beschäftigt haben… in meinem Fall sind das beinahe schon philosophische Ideen und Momente.
Aber natürlich ist da auch eine gewisse Sorge um die Liebsten.
Und hinsichtlich der musikalischen Zukunft muss ich schon sagen, dass mich diese Ungewissheit ein wenig „kirre macht“. Was wird aus der kommenden Herbst-Tour? Findet sie statt? Und wenn ja, wie? Wie wird es der Branche danach generell gehen?
Aber da sind auch positivere Fragestellungen wie z.B. „Killt der Virus diesen anderen Virus (die AfD)?“ -> fingers crossed!
Deine neue EP "Spring Forward" erschien am 17. April. Nimm uns doch bitte mal mit hinter die Kulissen der neuen EP: mit welchen Themen beschäftigt sich "Spring Forward"?
Gregor McEwan: Nun ja… wie der Titel ja bereits suggeriert, beschäftigt sich die EP mit dem Frühling. Ich muss aber gestehen, dass dies am entschiedensten auf das titelgebende Stück "Fwd: Spring" zutrifft. „Spring forward, don‘t fall back“ ist so eine Art Redewendung bzw. eher Eselsbrücke, um nicht zu vergessen die Uhren auf Frühlingszeit umzustellen… daher auch „Forward march!“, da dies ja (zumindest noch) im März passiert. Außerdem die Brücke zur Marching Band / Marching Drums, wie man sie beispielsweise von hiesigen Schützenfesten kennt und welche dann in einer Art Reprise-Outro auch musikalisch „auftritt“ (Marching Drums, Brass, Querflöte, Glockenspiel usw.).
Inhaltlich geht es um Vergänglichkeit, das „im Hier und Jetzt leben“ und „aus dem Vergangenen lernen“. "I Got U" und "₲ΛLΛX¥" sind dann inhaltlich eher Liebeslieder, was man in meinen Augen aber auch deutlich mit dem Frühling verbindet. Wobei ich bei "₲ΛLΛX¥" zusätzlich noch versucht habe den Bogen zum letzten Album und dessen Space-Thematik zu spannen.
"A 000000 Times" beschäftigt sich dann damit, was es bedeutet Musiker und Songwriter zu sein: Er beginnt sehr detailliert, indem die verschiedenen Parts einer E-Gitarre beschrieben werden. Danach wird der Blickwinkel weiter und weiter... die Studioarbeit, das Touren & Live-Spielen, alles geben was man hat und es in die Performance legen, damit sich die Musik nahbar, lebendig und glaubwürdig anfühlt. Der Song hatte sich dann ehrlich gesagt erst ganz zum Schluss für die Springtime EP „qualifiziert“, als ich mir noch mal die Lyrics durchgelesen hatte und merkte, dass ich ja den Spring Reverb (also den Federhall) besinge. (lacht!)
Der dritte Song der EP, "₲ΛLΛX¥", fällt ein bisschen aus dem musikalischen Raster der anderen drei Stücke. Wie würdest du selbst den Song beschreiben? Und woher kam die Inspiration für diesen Track?
Gregor McEwan: Die Beatles treffen die Chemical Brothers treffen Goose treffen den Ocean‘s Eleven Soundtrack… und Edwyn Collins darf noch mal für ein E-Gitarrensolo vorbeikommen. (lacht!) Auf meinem letzten Album "From A To Beginning" gab es mit "You And I" einen Song, welcher eher so nach und nach im Studio, dann im Proberaum oder vorab in meinem Kopf entstanden ist. Ich mochte diese Art des Songwritings bzw. Arrangierens oder Layerns, weil ich einen gewissen Abwechslungsreichtum auf Albumlänge für wichtig und richtig halte und verschiedene Herangehensweisen zusätzlich die Gefahr des „Sich-selbst-Wiederholens“ minimieren.
Bei "₲ΛLΛX¥" dachte ich, dass es mal wieder an der Zeit sei - die Chemical Brothers taten dies schon Mitte der 90er bei "Setting Sun" - den vom Beatles Stück "Tomorrow Never Knows" entlehnten Drum Groove auszupacken. Erst dann folgten die Bass-Linie, die Melodie etc. So wurde der Song zu so einer Art produktionstechnischen Spielplatz, der einfach Spaß machte und den man gern mal besuchte, um sich ein wenig auszutoben, weil er noch nicht in so ein festes musikalisches Korsett gepresst war.
Stell dir vor: Du bist auf einer einsamen Insel und darfst nur drei Platten mitnehmen. Welche Platten wären das und warum?
Oasis - "The Masterplan"
Das Album ist eigentlich eine B-Seiten-Compilation, aber dadurch ziemlich vielseitig und verspricht mir deshalb die nötige musikalische Abwechlung bei nur drei Platten auf einer einsamen Insel. Der Titeltrack "The Masterplan", aber auch "Acquiesce", "Talk Tonight", "Listen Up", "Rockin' Chair" usw. waren allesamt potentielle Singles. Verschwenderisch schön!
The Cardigans - "Long Gone Before Daylight"
In meinen Augen ebenfalls ein sehr vielseitiges und unfassbar gut produziertes Album. Traurig schön, aber auch immer wieder uplifting. Zudem hat Nina Perssons Stimme für mich etwas sehr beruhigendes und wohliges. Eine wärmende Decke in kalten Inselnächten.
Kati von Schwerin - "Inspired By The Riot"
Eine noch wärmere Decke, eine noch schönere Stimme und mindestens genauso vielseitig. Zudem hätte ich meine Herzdame bei aller Einsamkeit dann doch irgendwie immer bei mir.
Zweites Szenario: Du veranstaltest ein Festival, welche drei Headliner dürfen auf keinen Fall fehlen?
Gregor McEwan: Wenn ich ein Festival Line-Up buchen würde, würde ich wahrscheinlich genau anders herum an die Sache herangehen: Welche drei Headliner dürfen auf keinen Fall spielen, weil es doch nun wirklich jedes Jahr auf‘s neue (zumindest bei Festivals ab einer gewissen Größenordnung) die immer gleichen Acts „zu bewundern“ gibt!? Das ist sooo gähnend langweilig und uninspiriert! Mein Festival wäre wohl eher ein kleines feines, welches vielmehr unbekannteren - aber spannenden Acts - eine Bühne geben würde. Und das Line-Up wäre divers.
Welche Konzerte/Auftritte werden dir für immer besonders in Erinnerung bleiben?
Gregor McEwan: Puh... ich habe da eine Menge Erinnerungen! Toll waren einige im Vorfeld ausverkaufte Konzerte auf der letzten Tour, da es einfach ein wunderbares Gefühl ist zu wissen, dass da bereits so viele Menschen Tickets gekauft haben und in freudiger Erwartung sind... und man das Gefühl hat, dass es stetig bergauf geht und sich das "den Arsch abtouren" und all die harte Arbeit der Jahre zuvor auszahlt. Zudem war die Supportshow für "Angus and Julia Stone" im Berliner Heimathafen Neukölln ein großartiges Erlebnis für mich...
Das war's mit dem Interview. Bitte vervollständige noch die folgenden Sätze:
(c) Sarah Weinberg, 7. Mai 2020