Tourerfahren ist sie. Das hat Jenniffer mit ihren unzähligen Auftritten als Backgroundsängerin bei vielen deutschen Künstlern bewiesen. Doch mit ihrem neuen eigenen Album “halb 4” und der damit verbundenen Tour entpuppt sich Jenniffer Kae zu einem bunten und vielfältigen Schmetterling, der über die Bühne schwebt. Wir durften ihr Konzert in Berlin besuchen und waren von der Leichtigkeit und Emotion in ihrer Stimme verzaubert.
In den letzten Wochen war viel los bei dir. Du hast dein Album „halb 4“ veröffentlicht und bist damit durch Deutschland getourt. Wie hat sich diese Zeit
angefühlt? Kannst du einen deiner Lieblingsmomente beschreiben?
Es ist eine aufregende, sehr intensive und schöne Zeit für mich. Die letzten Zeilen für das Album habe ich ziemlich genau vor einem Jahr geschrieben - und obwohl die
Produktionsphase auch sehr wichtig und schön war, habe ich mich vor allem darauf gefreut diese Lieder endlich auf die Bühne zu bringen. Ich habe eine Reihe von tollen Erlebnisse vor Augen, aber
am meisten berührt bin ich von all den persönlichen Begegnungen mit Menschen, die mir ihre Geschichten erzählen und warum welche Lieder von ‚halb 4‘ so wichtig für sie sind. Ich glaube die Nähe
der zwischenmenschlichen Begegnungen auf dieser Reise ist das, was dieses Mal für mich so besonders macht.
Sonst trittst du als Backgroundsängerin unter anderem mit Lena und Cro in großen Hallen auf. Was ist das für ein Gefühl, auf den größten Bühnen Deutschlands
zu stehen? Wie fühlt es sich an, jetzt auf der eigenen Tour in Clubs aufzutreten?
Das Backgroundsingen für diese ganz eigene Reise hinter mir zu lassen war auch wie eine alte Haut abzustreifen, um voll in ganz in meiner eigenen stehen zu können.
Ich habe mit Freude und Hingabe die Künstler unterstützt, in dessen Bands ich Teil sein durfte. Es war aufregend in deren musikalische Welten einzutauchen, von ihnen zu lernen und hier und da die
eigenen Einflüsse reinzugeben. Das Gefühl jetzt, in meiner Musik, in jeder einzelnen Zeile zu stecken, meine Geschichten zu teilen und sie wieder zu durchleben, das schafft eine Nähe, die mir
ganz neu ist. Jeden, der vor der Bühne steht, direkt anschauen zu können, das macht, dass ich mich plötzlich hinter nichts mehr verstecken kann, aber das ist auch der Reiz und das was mich so
berührt.
Dein neues Album „halb 4“ ist deine erste deutschsprachige Veröffentlichung. Was hat dich dazu bewegt, deine Songs dieses mal nicht auf Englisch zu
schreiben?
Was mich bewegt hat ins Deutsche zu gehen war die Suche nach neuen Ausdrucksformen. Ich habe neue Farben entdeckt und sie mit vertrauten gemischt, das hat völlig
neue Bilder in mir erzeugt. Noch unmittelbarer, näher und intensiver.
Wann hast du mit dem Songwriting angefangen und was hat dich zu deinem ersten Song bewegt?
Ich habe mein ganzes Leben lang meinen Vorbildern nachgeeifert, und Zeile für Zeile imitiert und nachgesungen. Parallel habe ich schon immer gern kreativ
geschrieben, habe mir Geschichten ausgedacht und sie gern zu Blatt gebracht. Das Verbinden dieser Leidenschaften kam aber erst recht spät. Mit 17 oder 18. Am Anfang habe ich mir romantische
Geschichten ausgedacht, bis dann mein erster Herzschmerz folgte und ich zum ersten Mal meine eigene Geschichte besang. Ziemlich klassisch ;)
Durch den Beruf deiner Eltern, die selbst auch Musiker sind, war dein Leben von klein auf von Musik geprägt. Wie hat sich das auf deinem Weg als Sängerin
beeinflusst?
Musik war schon immer mein natürliches Umfeld. Aus jedem Raum drang Musik und 2 bis 3 mal die Woche spielten meine Eltern Auftritte. Das hat mir und meiner Schwester
schon früh die Angst vor der Bühne genommen. Auch die Selbstständigkeit war durch das Vorleben meiner Eltern etwas, was dann nicht mehr allzu fernlag.
In einem deiner Songs beschreibst du das Gefühl von einem Roadtrip. Wer würde dich auf dem Beifahrersitz begleiten und in welchem Auto würdet ihr durch die
Wüste Nevadas fahren?
Der, den es noch nicht in meinem Leben gab, als ich ihn schrieb. Mein Partner.
Deine nächsten Konzerte sind ja schon in Planung, was hält die Zukunft weiteres für dich bereit?
Es gibt ein paar schöne Festivals, zB die Leverkusener Jazztage, das Yoga United Festival, die Acoustics Reihe in HH und B…
(c) Aline Bosche & Hannah Zink, 17. Juli 2019