Interview: NICO LASKA – "Ich will, dass die Leute sagen: 'So klingt Nico Laska'."

Von Alisa Knoll | 23. Oktober 2021

Nico Laska ein vielseitiger Künstler, der schon einiges erlebt und veröffentlich hat. Nun erschien am 22.10. sein Debüt Album „NI / CO“ und wir sind überwältigt, welche Seiten und musikalischen Ebenen in diesem Album stecken. Das Album gibt sehr ehrliche und offene Einblicke in das Leben des 25-Jährigen und bringt seine künstlerische Seite gut zum Ausdruck.

Wir haben Nico Laska vor ein paar Wochen auf dem Nürnberg Pop Festival zum Interview getroffen und unter anderem mit ihm über sein erstes Album gesprochen.

Foto: (c) Martin Müller
Foto: (c) Martin Müller

Old Vinyl: Schön, dass du da bist. Wie geht’s dir denn?

Nico: Mir geht’s super. Ich bin gerade sehr sehr happy. Was dieses Jahr jetzt irgendwie passiert ist, seit die erste Single raus gekommen ist. Alles ist irgendwie schön. Es kam keine einzige Hate-Nachricht oder Leute, die gesagt haben „Äh, was machst du denn da jetzt für Musik?“. Es ist echt gerade einfach alles schön.

 

Old Vinyl: Hast du Bock auf heute Abend?

Nico: Ja, wahnsinnig. Das ist unsere letzte Sommer-Show, bevor es dann am 28.10. ins Nachtleben geht für die Album Release Show. Wir sind alle mega hyped. Wir hatten gestern (08.10.) ne super Show und freuen uns ganz doll. Wir waren noch nie hier im Club.

Old Vinyl: Vor fast zwei Jahren haben wir uns über deine EP „Gone“ unterhalten. Ich hatte dich damals gefragt wie du die EP beschreiben würdest. Und du hast sie als erwachsen und genreübergreifend beschrieben. Wie klingt denn jetzt das kommende Album?

Nico: (lacht) Haha, gut. Nicht mehr so erwachsen tatsächlich, würde ich sagen. Ich hab viel darüber nachgedacht: Was höre ich für Musik, wer bin ich? Bei der „Fine“ EP sind wir ins Studio gegangen und ich hatte keine Ahnung von gar nichts. Bei der „Gone“ EP war es so, ich wollte unbedingt was anderes machen als „Fine“. Unbedingt elektronischer werden, in dieses Milieu eintauchen. Mehr als Akkustikgitarre sein. Ich wurde immer mit Ed Sheeran verglichen. Das wollte ich auf keinen Fall. Bei „Gone“ wollte ich Synthesizer haben und das soll fett sein. Dann hieß es, es klingt wie Twenty One Pilots. Bei dem Album hab ich mir gesagt, ich blende alles aus. Das Album spielt zwischen 16 und 21 Jahren. Was hab ich da gehört, wer ist Nico Laska? Welche musikalischen, aber auch lyrischen Aspekte beschreiben Nico Laska? Am Ende wenn das Album draußen ist, will ich, dass die Leute sagen: So klingt Nico Laska. Vielleicht gibt es irgendwann einen anderen Künstler, der ein Album raus bringt, bei dem es dann heißt „Ey das klingt wie Nico Laska“. Das Album klingt viel poppiger, weil ich selber so ein kleiner Pop-Typ bin. Wenn ich Punk Bands gehört habe, dann Bands wie All Time Low. Wenn ich Hip Hop gehört habe, waren es immer die mit den poppigen Elementen. Wenn ich früher Hardcore Bands gehört habe, dann waren es immer die Songs, die melodisch waren. Ich mochte schon immer eingängige Melodien. Also ich glaub, dass man mein Album kommerziell sehen kann; manche Songs, manche Songs nicht. Es tut dem Album nicht schlecht. Wohingegen ich andere Songs kenne von Künstler:innen, wo ich mir denke „Okay, du hast jetzt einfach ein Schema verfolgt“. Und ich glaub das ist bei mir nicht so. Aber es kann trotzdem als kommerzielles, englischsprachiges Pop Album gesehen werden. Weil es auch so viel hat. Manche Songs sind viel härter und haben Gitarrensolos drinnen, manche Songs sind gerappt, aber alles in allem würde ich es als Pop Album beschreiben.

Old Vinyl: In welchem Zeitraum ist das Album entstanden?

Nico: Die Idee des Albums war direkt nach „Gone“ da. Dann habe ich sehr viele Songs geschrieben von denen es keiner auf‘s Album geschafft hat. Ich hab dann die ganze Zeit überlegt, worüber will ich schreiben? Dann kam die Pandemie und dann ist nichts passiert und es wurden Shows abgesagt. Dann hab ich so ein bisschen überlegt, was passiert gerade in meinem Leben? Dann hab ich unter der Dusche einen Song gehört, der einen ähnlichen Beat hatte wie „Hey My / Name Is“ und die erste Zeile, die ich für’s Album geschrieben habe, war tatsächlich „It all started at the age of 16 as my mummy and daddy went splitscreen“ und dann war ich so: „Krass, das ist eine Richtung.“ Das Album handelt zwischen meinem 16. und 21. Lebensjahr. Da hab ich überlegt, welche Songs hab ich damals geschrieben? Und die waren alle traurig, weil ich war mega verletzt, als meine erste Beziehung vorbei ging. Aber die Beziehung war der Wahnsinn. Ich war das erste Mal verliebt und es war alles voll schön und ich dachte, ich muss das aufarbeiten, aber aus der anderen Sicht. Dann hab ich einen Song geschrieben wie "Fam / Ily" – das erste Mal verliebt sein.

Wie war die Frage nochmal? Achso, der Zeitraum (lacht). Wir haben angefangen im März 2020, also als die Pandemie begann. Und das Album ist ziemlich genau ein Jahr später fertig geworden.

Old Vinyl: Du saßt in deinen letzten Musikvideos ja immer im Auto auf der Rückbank. Welchen Platz sicherst du dir denn generell am liebsten beim Auto fahren?

Nico: Am liebsten vorne rechts, aufm Beifahrersitz. Mir wird hinten tatsächlich schlecht. (lacht) Viele der Szenen haben wir im Stehen gedreht, manche in denen wir fahren, mussten wir zwischendrin pausieren. Wir hatten nur bestimmte Strecken, die wir verwenden durften. Und wir mussten dementsprechend immer hin- und her fahren. Und das war dann echt so: „Leute, wir müssen echt kurz anhalten.“ Also vorne rechts ist eher so mein Platz.

 

Old Vinyl: Bist du dann auch DJ?

Nico: Der Fahrer entscheidet. Der nimmt ja die Bürde auf sich, also soll der sich auch wohlfühlen.

 

Old Vinyl: Fällt es dir in Musikvideos leicht vor der Kamera zu stehen und zu „acten“? Ist das etwas, was du gut kannst und gerne machst?

Nico: Eigentlich überhaupt nicht. Aber bei den Musikvideos waren jetzt immer Paul, Marcel, Martin und Karan dabei. Und wenn die dabei sind, dann ist es einfach lustig. Dann fällt es mir auch nicht schwer. Aber bei fremden Leuten, da hab ich immer so 'ne Hemmung. Wir haben auch immer die späteren Takes genommen, weil ich bisschen brauche, um in die Rolle reinzukommen. Ich glaube, schauspielern würde mir viel leichter fallen, als meine eigenen Songs zu performen.

 

Du stehst ja mit deinen Hörer:innen via Social Media im engen Kontakt und ihr bezeichnet euch als GANG. Was wäre denn euer Gang Sign?

Nico: (lacht) Shit. Ich versuche irgendwie mit meinen Fingern ein N und ein L zu formen.

Old Vinyl: Mit welcher Person, egal ob privat oder prominent, würdest du gern sofort auf ein Pizza Date gehen?

Nico: Von allen Menschen auf der Welt?

 

Old Vinyl: Du kannst dir aussuchen, ob prominent oder ein Kumpel, den man lang nicht gesehen hat.

Nico: Da muss ich drei Antworten nennen. Künstlerisch, politisch und herzlich. Einerseits mit einen meiner besten Freunde, Joseph Thompsen, der auch bei all meinen Songs mitgeschrieben hat. Der wohnt in Neuseeland, hat auch ein unglaubliches Pizzarestaurant. Aber wir sehen uns halt einfach nicht. Also zu 100% sofort mit ihm. Musikalisch fände ich glaub ich einen Pizzaabend mit Ed Sheeran unglaublich interessant. Ich hör die Musik schon länger nicht mehr, aber wenn ich Interviews von ihm sehe, dann merke ich, dass er die Szene voll checkt. Ich glaub, dass das ein für mich sehr interessantes Gespräch sein könnte. Sehr einseitig. Ich glaub nicht, dass ich ihm viel Nährwert dazugeben kann. Drittens wäre es natürlich interessant mit Menschen zusammenzusitzen, die politisch sind. Also z.B. Joe Biden, Olaf Scholz. Mit solchen Menschen zusammenzusitzen, Pizza zu essen und einfach zu reden. Wladimir Putin, super interessant. Mit dem Mal abends am Tisch sitzen und alle Förmlichkeiten beiseite werfen und sagen: „Ey Wladi, wie sieht‘s aus? Was soll‘n des?“

 

Old Vinyl: Hättest du da die Geduld dafür? Ich glaube, ich könnte mich nicht mit diesen Menschen unterhalten.

Nico: Man hat ja nie die Möglichkeit solchen Menschen, z.B. Wladimir Putin, ins Gesicht zu sagen: „Was soll das, was du mit den Frauen in deinem Land machst?“. Aber einfach mal so am Essenstisch eine Konversation darüber zu führen, wäre unglaublich interessant, weil du kommst ja so nicht daran. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit ihm dann auf keinen Nenner kommen werde, aber die Möglichkeit mal zu haben, darüber zu reden und seine Meinung zu sagen. Was denkt er wirklich? Ob er es mir dann sagt oder nicht ist nochmal eine andere Geschichte. Vielleicht sagt er auch: „Ey, Frauen interessieren mich einen Dreck“, was er in einem Interview vermutlich so nie sagen würde, aber mir vielleicht ins Gesicht. Dann könnte ich argumentieren. Diese Möglichkeit fände ich unglaublich interessant. Deshalb politisch so jemanden, herzlich Joseph Thompson und musikalisch Ed Sheeran. Oder wir packen alle an einen Tisch. Das wäre ein interessantes Gespräch. (lacht)

 

Old Vinyl: Wer hätte da den meisten Redeanteil?

Nico: Mein Kumpel. (lacht)

Old Vinyl: Du hast in letzter Zeit ein paar Mal getwittert, dass du nachts nicht schlafen kannst. Was machst du, wenn du nachts nicht schlafen kannst?

Nico: Twittern. (lacht) Manchmal schreibe ich Songs. Das Ding ist, es fängt damit an, dass man so halbmüde ist und denkt: „Oh nein, jetzt bitte einschlafen!". Und dann werde ich sauer. Wenn ich dann an diesem Punkt angekommen bin, bleibe ich manchmal zwei bis drei Stunden wach. Was ich dann mache, sind zwei Möglichkeiten. Ich gucke mir irgendeine Comedy Show an, die auf YouTube einfach im Hintergrund läuft und schlaf dazu irgendwann ein. Oder ich mach mir so einen Sender an, einen Nachrichtensender, und das geht dann entweder in die eine Richtung, dass ich so richtig interessiert bin und gar nicht mehr einschlafe oder irgendwann, wenn es dann zum Sport geht, langsam einschlafe. Ich lass dann irgendwas laufen, weil wenn ich anfange nachzudenken, bleib ich wach. Gerade jetzt vor Albumrelease. Das ist jetzt die Zeit, in der ich nicht mehr schlafen kann, weil ich voll nervös bin.

 

Old Vinyl: Ich würde gerne deine Gesichtsausdrücke in verschiedenen Momenten festhalten.

 

  • Nico, wenn er an den Albumrelease denkt:
  • Nico, wenn er den Text, während seines Auftrittes vergisst:
  • Nico, nach einer perfekten Show:

Old Vinyl: Nun darfst du noch etwas malen, angelehnt an deine letzte Single "Ro / Bot".
Wenn du ein Roboter wärst, wie würdest du aussehen?

Nico: Und du malst das?

Old Vinyl: Nein, du malst das.

(beide lachen)

Nico: Ich hatte versucht mich da jetzt rauszureden.

Nico: Mein Roboter fährt Skateboard.

Old Vinyl: Danke für deine Zeit.

Nico: Danke dir!