"Wir waren schon immer Fans von ehrlicher handgemachter Musik"

Am 24. November veröffentlichte das Münchner Urban-Western Duo TRAILS sein Debütalbum "Desert Lullabies" (hier geht's zur Review) und präsentiert damit feinsten Western, gepaart mit Country-, Rock- und Pop-Einflüssen. Wir haben den Jungs ein paar Fragen gestellt.

Foto: Maximilian Lamm
Foto: Maximilian Lamm

Hallo Jungs! Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt – und erst einmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zum Release eures starken Debütalbums! Wie geht’s euch?

TRAILS: Klar, gerne! Wir sind momentan komplett entkräftigt und übernachtigt von unserer kleinen Tour letzte Woche. Wir haben im Schnitt nur 3-4 Stunden jede Nacht geschlafen und saßen jeden Tag 6-7 Stunden im Tourbus. Generell fühlen sich die letzten Monate seit wir aus Austin, Texas, wieder zurück sind wie ein Marathon an. Es ist unglaublich, wieviel Zeit und Energie wir seit Monaten in die Veröffentlichung und Promo für unser Debütalbum stecken. Jetzt kam es endlich am Freitag raus und wir sind überglücklich. Wir haben es am Releasetag auch schon in den Regalen vom Saturn bei den 'Rock und Pop Neuheiten' entdeckt. Außerdem hatten wir am Freitag einen unglaublichen Tourabschluss in München. Da lag eine ganz besondere Stimmung in der Luft und die Show war schon im Vorfeld ausverkauft. Es war wahnsinnig schwitzig und intensiv und das Publikum hat schon einige Songs vom neuen Album mitgesungen. Unglaublich. Diese Momente sind es, warum wir Musik machen.

 

Ihr bezeichnet eure Musik als „Urban Western“ – und das ist ja definitiv kein 0815 Genre – wie kam es dazu, dass ihr euch für diese Musikrichtung „entschieden“ habt?

TRAILS: Das war weniger eine bewusste Entscheidung als viel mehr ein natürlicher Prozess. Wir machen ja schon seit über 10 Jahren zusammen Musik und dieser Sound hat sich irgendwann einfach herauskristallisiert. Wir waren und sind schon immer Fans von ehrlicher handgemachter Musik und 'Urban Western' ist mal abgesehen von den verschiedenen Genres, die da mit rein fließen, in erster Linie handgemachte Musik. Wir vermischen in unserer Musik traditionelle mit modernen Elementen aus verschiedenen Stilrichtungen wie u.a. Folk, Rock und Country. Diese aber nach dem Schubladenprinzip zu definieren wäre bereits ein Bruch mit dem Kern von dem was wir unter 'Urban Western' verstehen. Wir wollen in unserem musikalischen Schaffen unabhängig von diesen Schubladen sein.

 

Gibt es Musiker / Bands, die euch - vor allem im Hinblick auf euer Genre- inspirieren?

TRAILS: Da gibt es wohl eine ganze Menge. Angefangen von Singer Songwritern wie Noah Gundersen, Musikern wie Sturgill Simpson oder Tim O'Brien und Darrell Scott die dem Americana/Country/Bluegrass zuzuordnen sind über Blueser wie Jonny Lang bis hin zu Rockbands wie den Foo Fighters oder sogar brutalen Metalbands wie Whitechapel. Wir wollen unseren Sound aber eben nicht exklusiv einem dieser Einflüsse verschreiben, sondern jedem Song genau das geben was er braucht und worauf wir Bock haben.

Foto: Maximilian Lamm
Foto: Maximilian Lamm

Mit welchem Künstler / welcher Band würdet ihr gerne mal zusammenarbeiten?

TRAILS: Das ist gar nicht so einfach. Eine Zusammenarbeit mit einigen der Künstler, die wir zuvor genannt haben wäre sicherlich prinzipiell spannend. Wir haben aber in der langen Zeit in der wir nun schon zusammen Musik machen und eben erst kürzlich bei den Aufnahmen mit Rick del Castillo in Austin gemerkt, wie wichtig es uns ist mit Menschen zusammenzuarbeiten mit denen die Chemie stimmt. Eine Zusammenarbeit mit dem größten Idol kann bestimmt sehr ernüchternd sein, wenn er ein Arschloch ist oder die Chemie nicht stimmt.

 

Was war das überraschendste, was euch auf während der Album-Aufnahmen in USA begegnet/aufgefallen ist?

TRAILS: Es war wahnsinnig faszinierend zu sehen, wie viel echter musikalischer Spirit noch in Austin, Texas, vorhanden ist und gelebt wird. Fast überall und zu jeder Uhrzeit findet man dort Live Musik. Wir selbst spielten auch 4 Shows in und um Austin. Das war etwas ganz Besonderes für uns.

 

Patrick – du bist die deutsche Synchronstimme von Jon Snow in „Game Of Thrones“; wie kam es dazu und wie gefällt dir die Arbeit?

Patrick: Ich arbeite als Synchronsprecher seit ich 6 Jahre alt bin. Als Game of Thrones rauskam und besetzt wurde, wusste ja noch niemand, dass es so durch die Decke geht. Deswegen war es anfangs ein Job wie jeder andere. Ich würde auch jetzt nicht sagen, dass ich mir bei Game of Thrones mehr Mühe gebe oder aufgeregter bin als bei anderen Projekten. Ich will ja allgemein einen guten Job machen, nicht nur bei manchen Dingen. 

 

Luca, du hingegen promovierst in Neurowissenschaften. Das ist ja ein wirklich sehr, sehr spezielles Gebiet. Woher kam dein Interesse für diese Richtung? 

Luca: Ich habe Psychologie studiert. Und im Laufe des Bachelors und des Masters bin ich da auf viele spannende Aspekte aus dem Bereich der Gehirnforschung gestoßen, so dass ich mich immer mehr für die Funktionsweise des Gehirns interessiert habe. Ich finde es sehr interessant, wie diverse hochkomplexe Mechanismen, die es uns erlauben grundlegende, scheinbar selbstverständliche Handlungen im Alltag auszuführen, auf neuronaler Ebene implementiert sind. Letztendlich habe ich gegen Ende meines Masters eine Promotionsstelle an der Ludwig-Maximilians-Universität angeboten bekommen und habe dieses Angebot angenommen.

Quelle: Trails
Quelle: Trails

Ihr seid auf einer einsamen Insel und habt beide jeweils nur ein einziges Buch dabei. Welches ist das jeweils?

Patrick:

Bei mir wäre es die Herr der Ringe Trilogie. Die hat mir mein Vater schon vorgelesen, als ich noch ganz klein war. Das sind einfach toll geschriebene Geschichten, die man immer wieder hören kann, ohne, dass sie langweilig werden. 

Luca:

Bei mir wäre es wahrscheinlich ein Buch mit einem Hundedetektiv, der einen schwierigen Fall löst. Ich weiß nicht mehr wie das Buch heißt, aber das habe ich als ich klein war gelesen und es war relativ krass, wie der Hund den Fall gelöst hat. Alternativ aber vielleicht auch ein Buch mit Bildern diverser Hunde, Wölfe und Bären...

 

Was sind eure persönlichen Lieblingssongs von „Desert Lullabies“ und warum?

Patrick:

Anything other than ...

Der Song spricht davon wie falsch Vieles ist, das wir im Radio hören und bricht bewusst typische Klischees populärer Musik. Er ist ganz klassisch in Verse und Hook aufgebaut, bis er in der Mitte völlig abreißt und auf einmal zu etwas völlig anderem wird. Dann am Ende, wenn der letzte Refrain kommt und jeder meint der Song muss vorbei sein, fängt er mit einem weiteren Vers quasi von Neuem an, nur um dann unvermittelt abzureißen, als wäre irgendetwas nicht in Ordnung mit dem Track. 

Letztens wurde ich sogar von jemandem darauf angesprochen, dass auf seiner CD der Song am Ende kaputt ist. Das hat mich ein bisschen gefreut. 

Luca:

Einen einzigen Song zu nennen ist schwierig. Aber ich glaube ich entscheide mich für 'Rambler'. Der Song transportiert wie ich finde mit ganz einfachen Mitteln ein unmittelbares Gefühl des Unterwegseins und der Unbeschwertheit. Außerdem ist er schwanger von den ganzen tollen Eindrücken, die wir in Austin, Texas, aufsaugen konnten.

 

Eine letzte Message an die Leute da draußen?

Hört in unser neues Album rein und kommt mal auf eine Show. Überzeugt euch davon, dass handgemachte Musik auch in Zeiten digitaler Verzerrung und Electro-Pop cool sein kann.

 

 

 

(c) Sarah, November 2017