Von Alisa Knoll | 04.07.2022
Tropikel Ltd. – eine dreiköpfige Band aus Berlin, die es verstehen, Indie-Rap mit funky poppigen 80’s Sound zu vereinen und in ihren Texten ehrlich über Liebe, Romantik und die damit einhergehenden Feelings zu singen. Ihnen gelingt es, mit ihren Worten Bilder zu malen und sie schrecken nicht vor Metaphern und Vergleichen zurück, die man alle selber nachvollziehen kann. Die Songs bewegen Hörer:innen thematisch sicherlich, aber durch den tanzbaren Sound sind sie nicht erdrückend, eher erfrischend.
Tropikel Ltd. sollten kein Geheimtipp mehr bleiben. Jede:r sollte ihrer Musik etwas Gutes abgewinnen können. Egal ob man die atmosphärische Mischung aus Indie und Rap mag oder sich gern auf elektrischen Pop einlässt. Wenn man sich auf das Trio einlässt, dann auch darauf, dass man den ein oder anderen Ohrwurm verpasst bekommt. So klingt auch ihre kürzlich erschienene EP namens "Achtung Fragile", die am 01.07.2022 via Tropikel Ltd./Kontor New Media erschienen ist.
Im Interview haben wir unter anderem Einblicke in den Entstehungsprozess der EP und ihre Musikvideos bekommen.
OV: Hi, schön, dass ihr euch die Zeit nehmt. Wie geht’s euch denn, so kurz vor EP Release? Seid ihr aufgeregt oder kommt die Aufregung erst mit Veröffentlichung, wenn auch die ersten Reaktionen eintreffen?
Lorenz: Die Aufregung ist auf jeden Fall ziemlich groß bei mir. Ich freu mich übelst drauf. Ich kann mir vorstellen, dass dann in dem Moment, wo es raus ist, viel mehr die Erleichterung einsetzt, als die Aufregung. Die ist eher gerade da.
Bruno: Das ging auch wirklich schnell jetzt, ne. Wir haben seit Monaten diese EP geplant und jetzt plötzlich sind es nur noch drei Tage. Das ging irgendwie so fix, das ist schon sehr exciting.
OV: Warum sollte man in eure EP reinhören?
Lorenz: Die EP wird verschiedene Bedürfnisse befriedigen. Einerseits ist da sehr viel tanzbare Musik drauf, also man kann glaube ich viel Spaß haben zu der EP. Man kann sich viel damit identifizieren, zumindest hoffe ich das. Es sind viele Songs mit Ausdruck von starken Gefühlen auf der EP. Ich glaube das ist einerseits ein zusätzlicher Spaßfaktor. Etwas womit man sich leicht identifizieren kann. Love Songs sind halt einfach nice.
OV: Wie würdet ihr die EP mit drei Worten, aber ohne Adjektive beschreiben?
Bruno: Oktavenbass, dacht ich mir.
Lorenz: Da müsste ich mal kurz überlegen.
Bruno: Da fallen uns drei bessere Worte ein. Können wir wir uns bisschen sammeln? (lacht)
OV: Wir können die Frage auch nach hinten stellen, vielleicht ergibt es sich dann später.
OV: Entweder-Oder Fragen zum Entstehungsprozess. War der Entstehungsprozess:
Lorenz: Fuck ist das ‘ne schwierige Frage. Es ist wirklich echt beides. Unmöglich zu beantworten.
Bruno: Auf jeden.
Lorenz: Ich hab schon viele solche Fragen beantworten müssen und die sind nie leicht, aber die ist wirklich eine von den schwierigen.
Felix: Ich glaub schon eher durchgeplant.
(zustimmendes Nicken von Bruno und Lorenz)
Bruno: Da würde ich auch eher genau die Mitte sagen. Beides zu gleichen Teilen, finde ich.
Lorenz: Es gibt schöne Momente, wenn man die Songs schreibt oder gemeinsam daran arbeitet, aber manchmal gibt’s halt Sachen, die anfallen, die müssen halt gemacht werden und das ist manchmal auch sehr anstrengend. Das hält sich echt die Waage.
OV: Welchen Song sollte man zuerst von euch hören, um einen Eindruck von euch zu bekommen?
Felix: "Achtung Fragile" würde ich vorschlagen. Glaube das beschreibt unseren Character und gleichzeitig kriegt man ‘ne gute Idee in welche Musikrichtung das geht.
Lorenz: Das ist auch der Grund, warum das der namensgebende Song der EP ist.
OV: Ihr singt “Dieses Leben ist kein Cartoon” – Aber was wäre wenn: in welchem Cartoon würdet ihr gern stattfinden?
Lorenz: Also tatsächlich fällt mir kein Cartoon ein. Das liegt daran, dass ich nicht viele Cartoons in meinem Leben geschaut hab.
Bruno: ‘Didi & Stulle’.
Lorenz: Das ist aber ein Comic und kein Cartoon.
Bruno: Was ist’n Cartoon überhaupt?
Lorenz: Na so'n Zeichentrickfilm, oder? Die Line referiert an die Stop Motion Technik von den Trickfilmen, aber da ich ja von Non Stop Motion spreche und es auf mein schnelles Life beziehe, ist dieses Life kein Cartoon. Das hast du verstanden, ne Bruno? (lacht)
OV: An Anlehnung an die Zeile, dass man viel zu spät kommt, obwohl man ständig auf die Uhr schaut – Was ist die beste Ausrede, wenn man zu spät kommt?
Lorenz: Ich hab aufgegeben. Ich sag einfach "Tut mir leid", weil ich kann's nicht anders. Irgendwann merkt man: die Leute wollen die Ausreden eh nicht hören und dann kann man sie
selber irgendwann nicht mehr hören. Es ist auch einfach gut zu sagen: "Naja, es ist wie es ist und das tut mir leid.".
OV: Gibt's einen absurdesten Grund, weshalb ihr zu spät kamt?
Bruno: Weil sich jemand an den Zug gehängt hat, mit dem man eigentlich zum Auftritt fahren wollte. (alle lachen)
Lorenz: Stimmt, das war ja erst vor paar Tagen so. Das war wirklich 'ne Überraschung.
Felix: Aber auch 'ne gute Ausrede, muss man sagen.
Bruno: Also noch nicht überprüft, mal nebenbei gesagt. (alle lachen)
Lorenz: In dem einen Fall dachte ich mir, da kann ich jetzt auch mal 'ne Erklärung geben.
Bruno: Wenn es so richtig absurd ist, hinterfragt es ja auch niemand. Das sind dann wahrscheinlich die besten Ausreden. (lacht)
Lorenz: Da hat sich einer an den Zug gehangen, der Zug ist noch paar Meter gefahren und dann hat er wieder angehalten. Dann ist der Typ um den Zug gelatscht und hat 'n kleines Gespräch mit dem Lokführer geführt, während die Polizei hundert Jahre gebraucht hat. Dann war ich so gefühlt zwei Stunden zu spät.
OV: Gab’s einen Videodreh, der am meisten Spaß gemacht hat?
Felix: Auf jeden Fall auch "Achtung Fragile", würde ich sagen. Da haben wir einen Kumpel von mir besucht, der auf einem Reiterhof lebt und haben da den ganzen Tag verbracht. Wir waren natürlich reiten. In der Natur in Italien, in einer bergigen Region in den Abruzzen. Es war natürlich auch anstrengend, es ging von Früh bis Spät, aber es war auf jeden Fall total die schöne Zeit.
Bruno: Und es war Dezember, die Sonne hat den ganzen Tag geschienen und es gab leckeres Essen.
Felix: Auf jeden. Man ist in Italien gelandet und das Wetter war schön und es hat sich wieder wie Herbst angefühlt.
Lorenz: Es war auch voll schön, weil wir uns übelst lang nicht gesehen haben.
Felix: Es war auch 'n bisschen urlaubsmäßig, obwohl es mit Arbeit verbunden war. War eine ganz gute Balance, die wir da gefunden haben.
OV: Würdet ihr sagen eure Videos sind zeitaufwendig oder kann man das so pauschal gar nicht sagen?
Lorenz: Echt unterschiedlich. Manche sind extrem aufwendig für unsere Verhältnisse, weil wir im Gegenzug manchmal unaufwendige Videos machen, was auch voll Spaß macht. Ist total unterschiedlich.
Bruno: Was aber auch Arbeit ist, selbst die aufwendigsten Videos, denkt man gar nicht was so an Vorbereitung, Dreh, Nachbereitung, Schneiden dahinter steckt. Da ist schon viel zu tun.
OV: Wenn ihr in eine musikalische Epoche reisen könntet, welche wäre das und warum?
Lorenz: Ich würde mir echt gerne mal die Epoche der Neuen Deutschen Welle geben. Weil das bestimmt ziemlich crazy war und sowas wäre doch schön zu erleben.
Bruno: Vielleicht reisen wir so kurz vor die NDW mit dem Wissen was man alles so machen könnte und dann sind wir quasi die Pioniere. Wir erfinden quasi die NDW.
(alle lachen)
Lorenz: Wobei wir ja jetzt eigentlich nicht so einen NDW Sound machen, da sind wir schon nochmal in einer anderen Ecke.
Bruno: So kurz vor die 80’s einfach. Mit ein paar Synthis, die es auch noch nicht gab vielleicht. Dann erfinden wir die gleich mit.
Lorenz: Ich merke Bruno hat Bock auf Pionier sein. Ich glaub ich würde in die Vergangenheit reisen um mir die ganze Zeit zu geben. Ich würds glaub gern erleben. Den Anfang der 80iger.
OV: Bitte vervollständigt die folgenden Sätze:
Lorenz: ...dass du mich magst.
Felix: Vor'm Verletztwerden.
Lorenz: Vor dem Heartbreak.
Bruno: Vor'm EP Release.
Felix: Nicht Red Bull sagen, Boys.
Bruno (lacht): Ich wollt's sagen.
Lorenz: Um da ein bisschen auszuholen: Ich hab da vor ‘nem Jahr nochmal angefangen Stranger Things zu gucken und in irgendeiner Staffel sagen die unheimlich oft, war zumindest mein Eindruck, ‘Lifesaver’. Das ist wie ‘ne richtig inflationär verwendete Redewendung gewesen, um sich zu bedanken oder besonders viel Dankbarkeit auszudrücken. Da dachte ich mir “Voll die nice Redewendung.” und hab das so übernommen. Aber so richtig lifesavermäßig? Ich glaube einfach nur die guten Friends, wie das bei Stranger Things auch ist.
OV: Ihr habt jetzt noch ein paar Shows/Festivals vor euch. Was kann man denn von einer Tropikel Ltd. Live Show erwarten?
Lorenz: Sehr viel Bewegung – physisch, aber auch emotional. Und Spaß, hoffe ich. Ich hatte den Eindruck, das hat ganz gut geklappt immer. Bewegung, Spaß ... wir brauchen noch ein drittes Schlagwort!
Bruno: Lametta!
OV: Um dann gleich auf die Frage vom Anfang zurückzukommen. Wie klingt denn jetzt die EP?
Bruno: Extrem.
Felix: Keine Adjektive.
OV: Wenn's einfacher ist, könnt ihr auch Adjektive nehmen.
Bruno: Nee, dann: nach etwas Extremen.
Lorenz und Felix: Wow! (lachen)
Felix: ‘Lametta’ könnte man doch auch nehmen.
Lorenz: Lametta ist ‘n gutes Stichwort.
Bruno: Extrem, Lametta ...
Felix: Konfettikanone!
Lorenz: Sekt!
Bruno: Vielleicht Sekt, Konfettikanone und Lametta. Aber das ist alles so partymäßig und es ist ja nicht nur Party.
Lorenz: Life ist nicht nur Party, ne.
Bruno: Vielleicht Nebelmaschine. Das ist so ein bisschen mysteriös.
Lorenz: Nebelmaschine ist ein richtig guter Stichpunkt.
Bruno: Nebelmaschine, Lametta und Sekt?
Lorenz: Lametta passt schon. Aber jetzt haben wir das halt doppelt.
Bruno: Dann stattdessen Konfettikanone?
Felix: Ja, können wir machen.
– Nebelmaschine, Konfettikanone und Sekt
OV: Habt ihr einen (gemeinsamen) Song, zu dem ihr immer tanzen könnt, der euch immer in Bewegung bringt?
Lorenz: Wie heißt noch mal der von Gigi D'Agostino? (ahmt die Melodie nach)
Bruno: L'Amour Tourjours.
Felix: Ich nehme One Kiss von Dua Lipa, weil wir das ja letztens erst hatten. (alle lachen)
Bruno: Dann muss ich wohl Everytime We Touch von Cascada nehmen.
OV: Danke für eure Zeit und Antworten. Viel Erfolg mit der EP!