FESTIVALBERICHT: OBEN OHNE OPEN AIR 2024

Von Sarah Weinberg (Text & Fotos) | 5. September 2024

Mitten in München, genauer gesagt auf dem Königsplatz, fand am 20. Juli 2024 das Oben Ohne Open Air des Kreisjugendring München-Stadt und München-Land statt. Als größtes Non-Profit Festival im süddeutschen Raum feierte das Event an diesem Tag einen neuen Besucher:innenrekord: 23.000 Menschen feierten einen Sommertag voller Musik und Action. Auf den Bühnen standen: Kilean812, Vandalisbin, fiio, DiggiDaniel, Ellice, 3LNA, Zimmer90, Falschgeld, Ela, siovo, Ansu, Esther Graf, Bibiza, Domiziana und 01099. Wir blicken noch einmal zurück.

(c) Fotos: Sarah Weinberg
(c) Fotos: Sarah Weinberg

Auch wenn bei Festivals die Musik und das Programm im Vordergrund stehen, kann man beim Betreten dieses Geländes nicht anders, als staunend umherzusehen. Die beeindruckende Architektur der Propyläen, der staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek, die den Königsplatz einrahmen, machen dieses Festivalgelände absolut einzigartig.

Als sich um 12 Uhr die Tore öffnen, bleibt bis zum ersten Act um 13 Uhr genug Zeit, das Gelände zu erforschen. Neben Getränke- und Foodtrucks sticht vor allem der Futurepark heraus. Im hinteren Teil des Areals reihen sich dort viele Zelte von Sponsoren und Unterstützer:innen des Festivals aneinander. Bereits kurz nach Einlass tummeln sich hier viele interessierte, vorwiegend junge, Menschen. An den Ständen gibt es neben Stellenangeboten und Infos zu Praktikums-, Ausbildungs- und Studienplätzen auch zahlreiche kostenlose Giveaways und Aktionen. Von Glücksrad über Glitzer-Make-Up bis hin zum Gestalten von Lebkuchenherzen wird den Besucher:innen hier vieles geboten.

Um 13 Uhr eröffnet die Münchner Band Falschgeld das Festival auf der Mainstage, die direkt vor dem eindrucksvollen Bauwerk der Propyläen steht. Auch bei der Siegener Künstlerin Ela, die den zweiten Slot auf der Mainstage hat, tummeln sich schon viele Menschen vor der Bühne. Um die Ecke der Glyptothek, inmitten von Bäumen, befindet sich die Second Stage. Auch hier ist am frühen Nachmittag schon viel los. Auf Bierbänken und in Sitzecken genießen einige Besucher:innen ein kühles Getränk und suchen den Schatten der Bäume, denn die Juli-Sonne brennt an diesem Samstag besonders stark vom Himmel. Auf der Bühne beginnt währenddessen die Show von Vandalisbin und lockt immer mehr Zuschauer:innen zur kleinen Lichtung. Manche tanzen, manche sitzen, manche lauschen aus der Ferne: Die Show der Band kommt sehr gut an, wird mit lautem Applaus und Jubel belohnt und versetzt alle in Festivalstimmung.

Kurz danach wird der Königsplatz von einem Regenschauer überrascht. Glücklicherweise bleibt es beim Regen; das nahende Gewitter zieht in einem Bogen am Festival vorbei und ein paar Regentänze später kann der österreichische Musiker fiio die Second Stage betreten. Der Wiener Künstler liefert eine amüsante und überzeugende Indie-Rock-Show ab und wird vom Publikum gebührend gefeiert.

Mit Regenponchos bekleidet versammeln sich bereits tausende Menschen vor der Mainstage, auf der kurze Zeit später Esther Graf ihr Set beginnt. Ein weiterer Regenschauer prasselt auf den Königsplatz nieder. Das Publikum nimmt es gelassen und feiert zur Musik der Österreicherin. Eine halbe Stunde nach Esther Grafs Auftritt geht es ebenfalls österreichisch weiter: BIBIZA betritt energiegeladen und unter lautem Jubel um kurz vor 18 Uhr die Mainstage. Eine knappe Stunde lang performt der Wiener Songs aus seinem aktuellen Album „Wiener Schickeria“, ebenso wie einen bis dato unveröffentlichten Track. Mit einem Mix aus Indie-Rock, Punk und Hip-Hop begeistert er das Festivalpublikum, das nach ein paar Songs wieder im Trockenen steht. Singend und tanzend genießen die Besucher:innen Songs wie „Casanova“, „Schick mit Scheck“ und „Stadtpark Insomnia“.

Was wir an dieser Stelle noch einmal besonders hervorheben möchten: Den ganzen Tag über waren auf beiden Bühnen Musikgebärden-Sprachdolmetscher:innen im Einsatz. Neben den günstigen Festivaltickets (10€) ist dies schon seit Jahren ein Beitrag für mehr Inklusion auf dem Oben Ohne Open Air.

 

Um 19:15 Uhr ist es Zeit für die Co-Headlinerin der Mainstage: DOMIZIANA, die in den vergangenen zwei Jahren mit mehreren viralen Hits zum festen Bestandteil der jungen Musikszene wurde, wird euphorisch von den tausenden Fans vor der Bühne empfangen. Die Wellenbrecher sind gefüllt und auf der Wiese dahinter ist kaum mehr Gras zu sehen. Die Musikerin präsentiert neben einem unveröffentlichten Song und ihren eigenen Hits unter anderem auch Cover-Versionen von „Everytime We Touch“ (Cascada) und „Geile Zeit“ (Juli) und „I love it“ (Icona Pop). Mit tosendem Applaus wird die Sängerin eine knappe Stunde später verabschiedet.

Pünktlich zu Beginn des Sonnenuntergangs betreten dann unter lauten Fangesängen und Applaus die Headliner 01099 die Bühne. Binnen Sekunden wird klar, dass nicht nur die ersten Reihen für die Band aus Dresden hier sind. Die zehntausenden Besucher:innen auf dem gesamten Königsplatz singt die Lyrics zum ersten Song „Tempo“ lautstark mit. Tracks wie „Pistazieneis“, Verschwendete Zeit“, „Durstlöscher“ und „Kolibi“ dürfen auf der Setlist natürlich nicht fehlen. Zwischen zwei Songs steigt 01099-Mitglied Zachi zu „Major Tom“ in ein auf den Händen des Publikums liegendes Schlauchboot und lässt sich bis zum Ende des ersten Wellenbrechers tragen. Dort greift er nach einer Progressive Pride Flag und schwenkt sie unter lautem Jubel, während er zurück zur Bühne getragen wird. Gegen Ende des Sets ist es bereits dunkel und der Königsplatz mit seinen eindrucksvollen Gebäuden wird in das Licht der Bühne getaucht. Es sind ausnahmslos glückliche Gesichter zu sehen, während 01099 diesen Festivaltag beenden.

Wir haben das Oben Ohne Open Air als ein inklusives, diverses und abwechslungsreiches Festival erlebt, das besonders für junge Menschen einen hohen Stellenwert hat. Sowohl die Acts auf der Bühne als auch die Menschen auf dem Königsplatz haben den ganzen Tag über Freude und Spaß ausgestrahlt und gelebt. Wir freuen uns schon jetzt auf das Oben Ohne 2025!