Album Review: Beatsteaks – PLEASE

von Carolin Hilbig | 15. Juli 2024

Sieben Jahre sind vergangen seit dem letzten Beatsteaks Album „Yours“. Die neue Platte „PLEASE“ zeigt, wie sehr die Beatsteaks es in dieser Zeit geschafft haben sich wieder einmal weiterzuentwickeln und dennoch ganz sie selbst zu bleiben.

Ganz ironisch leiten die Beatsteaks ihre Neuerscheinung mit dem Song „Goodbye“ ein und versetzen so sicherlich einige Fans in Panik. Aber Sänger Arnim kann in einem Interview mit Klaas Heufer-Umlauf alle beruhigen: es geht weiter, die Beatsteaks hören nicht auf. Großes Aufatmen. Bereits im April diesen Jahres veröffentlichte die Berliner Band den ersten Vorgeschmack auf das kommende Album. „Detractors“ ist ein energetischer Song, der direkt nach vorne geht und den gewohnt rhythmischen Gitarren-Sound mitbringt, den man sich von den Beatsteaks erhofft.

Auch die zweite Single „Dead Man“ ruft Erinnerungen hervor. Das Stück nähert sich dem „Boombox“-Album mit seiner Leichtigkeit wieder etwas an. So besingt Arnim Teutoburger-Weiß hier sicherlich eine angstvolle Beziehung inklusive emotionaler Abhängigkeit, aber genau dies macht er mit seiner üblichen stimmlichen Unbekümmertheit, die einen trotz allem in Bewegung bringt. Die vorletzte Single bringt erneut Verwirrung ins Spiel. Sind die Beatsteaks wieder im deutschsprachigen Bereich zu finden? Der Titel „Traumschiff“ führt die Hörenden jedoch nur in die Irre. Der Song überzeugt am Ende nicht nur mit dem Mantra „Don’t Give Up Now!“, sondern auch mit einer starken Bass-Drums-Fraktion.

Es sind Songs wie „Tonight“, „Magic Feel“ und „Katharina“, die zeigen, dass nicht einmal sieben Jahre inklusive einer Pandemie den allmächtigen Beatsteaks etwas anhaben können. Stattdessen machen sie weiter das, was sie am allerbesten können: rockigen Sound, der immer wieder durch überraschende Elemente und neue Experimente vergrößert, geschliffen und verziert wird. Neben den Neuerungen des Sounds gibt es aber auch Wandel im Hintergrund: die Band pausiert (wir wollen nicht von einer Trennung sprechen) ihre jahrelange Zusammenarbeit mit Produzent Moses Schneider und hat sich für „PLEASE“ Olaf Opal (Juli, Sportfreunde Stiller, Madsen) ins Boot geholt. Außerdem wurden die elf Songs, nicht wie sonst üblich in einem Studio, sondern im Publikumsbereich des Berliner Columbia Theaters aufgenommen.

Genau dieser Mut Neues zu Probieren und sich doch treu zu bleiben ist es auch, der die Beatsteaks zu einer zeitlosen Band macht, die ihre Anhänger:innen nicht nur mit ihrem neuen Album „PLEASE“, sondern auch immer wieder live überzeugen kann. Das beweisen sie unter anderem mit einer AJZ-Tour, bei welcher sie erneut Flagge gegen rechts zeigen und auch bei ihren zwei Konzerten in der Album Releasewoche in der Wuhlheide, ihrem zweiten Wohnzimmer.

Am 28. und 29. Juni feiern die Ur-Berliner mit 17.000 Fans zwei große Partys und lassen es sich nicht nehmen, direkt mal ein paar Songs der neuen Platte vorzustellen. „Traumschiff“, „Dead Man“ und „Detractors“ schaffen es auf die Setlist und müssen sich gegen die typischen Dauerbrenner wie „Jane Became Insane“, „Let Me In“ und „Hello Joe“ durchsetzen. Nach anfänglicher Zurückhaltung werden aber auch die neuen Melodien von den Fans herzlich aufgenommen und bereits nach wenigen Minuten gibt es, wie immer wenn Torsten Scholz, Peter Baumann, Bernd Kurtzke, Arnim Teutoburg-Weiß, Thomas Götz und Dennis Kern auf einer Bühne stehen, kein Halten mehr.

Die Moshpits wachsen, hier und da brennt Pyrotechnik und selbst die jüngsten Besucher:innen bekommen einen Stagediving-Crashkurs vom Sänger selbst. Als die Fans um 23 Uhr verschwitzt und erfüllt das Gelände der Wuhlheide verlassen, ist es allen wieder ins Gedächtnis gerufen: diese Band ist die Live-Elite, von der man nicht genug bekommen kann. Und glücklicherweise geht es im Herbst schon weiter, denn dann gehen die Beatsteaks auf PLEASE-Tour und haben vielleicht noch ein paar mehr der neuen Songs im Gepäck.

Dead Man | Tonight | Love Like That