Von Alisa Knoll und Sarah Weinberg | 22. Januar 2025
Nach ihrem Comeback und vielen Festivalshows im vergangenen Jahr hatten wir Heisskalt auf ihrer Tour besucht und mit Sänger Mathias gesprochen. Das Interview lest ihr hier. Am kommenden Freitag (24.01.) veröffentlicht die Band nun ihr neues Album "Vom Tun und Lassen" via Munich Warehouse.
Das Album wurde von der Band zusammen mit den Produzenten Joe Joaquin und Simon Jäger produziert. Sänger Mathias Bloech arbeitete in den vergangenen Jahren hauptsächlich alleine an den Songs und nahm sie teilweise mit Drummer Marius Bornmann auf, ohne zu wissen, wo diese Reise überhaupt hinführen wird. Anfang 2024 kehrte schließlich Gitarrist Philipp Koch, der 2020 aus der Band ausgestiegen war, zu Heisskalt zurück und "Vom Tun und Lassen" wurde zum Leben erweckt.
Ein neues Album bringt oft eine gewisse Spannung und Erwartungshaltung bei den Hörer:innen und Fans mit sich. Ein neues Album nach einer mehrjährigen Pause, nachdem niemand wusste, ob die Band wieder zurückkommen wird, intensiviert diese Gefühle. Im Fall von Heisskalt und "Vom Tun und Lassen" ist klar: Schon beim ersten Song ist da wieder dieses "Heisskalt-Gefühl". Die Sounds, die Art des Gesangs, die Lyrics und besonders dieses eine Gefühl: irgendwo zwischen Melancholie und Hoffnung.
Seit ihrer ersten EP "Mit Liebe Gebraut" (VÖ: 2013) zeigen Heisskalt, wie wichtig die Sprache ihrer Musik ist. Die Band schafft es sowohl Bilder als auch Gefühle mit ihren Worten zu malen. Das hat sich auch auf der neuen Platte nicht verändert. Mit eindrucksvollen Vergleichen, Beschreibungen und Metaphern singen Heisskalt über das, was sie berührt und beschäftigt. Genauso gut kann die Band Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte aber auch auf den Punkt bringen. Und das ist vermutlich das, was Hörer:innen und Fans seit den ersten Songs begeistert und fasziniert hat.
"Ich kann es nicht begreifen
Und trotzdem bin ich hier
Zerfalle in die kleinstmöglichen Teilchen
Und bin alles, was ich will"
– "Teilchen"
Mensch hört und merkt der Band den Wachstum der letzten Jahre an. Und findet den charakteristischen Heisskalt-Sound wieder, mit dem sie sich damals schon in die Herzen der Hörer:innen spielten und so sechs Jahre nach dem letzten Album bei einigen wieder die Liebe neu entflammen und die Nostalgie aufleben lassen. Die Weiterentwicklung und die (Selbst-)Reflexion ist klar hörbar, welche für viele Fans sicherlich im Hier und Jetzt gerade richtig kommt und an der eigenen Gefühlslage anknüpft.
Den Texten wird auf dem Album mit der vertrauten und vielseitig klingenden Stimme des Sängers besonderen Ausdruck verliehen, die eine gewisse und gewohnte Schwere mit sich bringen, aber letzendlich ihren Hörer:innen einen neuen Blickwinkel auf die Dinge eröffnen. Weg von den Zweifeln, hin zu mehr Hoffnung, Mut und dem Bewusstsein, dass wir am Ende doch alle dieselben Werte haben und verfolgen. Zehn Songs mit klarer Message, die viel Spielraum geben, um sich in den Songs zu verlieren und sich schließlich wiederzufinden.
Die Songs sind mit durchschnittlichen vier bis fünf Minuten Länge nicht auf das schnelllebige Streaming und die Algorithmen angepasst, aber das tut ihnen keinerlei Abbruch. Denn wer sich als Musik-Connoisseur und/oder Fan der Band sieht, empfindet das als vollkommen richtig. Denn jeder Song erzählt sowohl lyrisch als auch musikalisch eine Geschichte, die zwar einzeln funktionieren, aber am Ende ein gesamtes Kunstwerk erschaffen.
Ist man am Ende des Albums angekommen, ereilt einen das Bedürfnis direkt wieder vorne zu beginnen und sich erneut in diese Welt fallen zu lassen. Es ist definitiv kein Album für nebenbei. Es möchte mit Bewusstsein und Aufmerksamkeit gehört und verstanden werden. Mit “Vom Tun und Lassen” erscheint dieses Jahr ein sehr wichtiges Album, das vermutlich Jahre später weiterhin funktioniert und frisch klingt.
"Es ist so leicht, die Panik weiter zu verbreiten
So schnell zu überzeugen, so verliebt darin, zu streiten
In dem Leuchten deiner Augen hab ich es gesehen:
Ich bin es so leid, vom Schlimmsten auszugehen"
– "Vom Schlimmsten"
Zum Album-Opener "Alle Zeit" sagt Heisskalt Sänger Mathias: "Als es 'Alle Zeit' gab, war sehr schnell klar, dass wir damit das Album anfangen lassen wollen. In dem Song erzähle ich mehrere Sequenzen aus Traumbildern, die zusammen eine Art Parabel ergeben. Ein beschwerlicher Weg, der da gegangen wird, eingerahmt durch diese Stimme aus dem Off, die sagt: 'Nur Mut'. Ich mag, wie der Song sich aufbaut, auftürmt und was für eine Klangwelt das geworden ist, mit all diesen rhythmisch verschachtelten, polymetrischen Elementen, die um den Staccato Synth Bass herum spielen. Ein ganz eigener Song von uns, finde ich. Tanzbar und irgendwie ganz tief, aber auch leicht und tänzelnd. Marius meinte dazu, der Song würde quasi schon in sich die ganze Geschichte des Albums erzählen und deswegen wiederholt er den Beat im Outro des letzten Songs. In dem ist viel Neues passiert. Ich bin gespannt, wo uns diese Reise noch hinführt! Auf jeden Fall trotzdem der Song, der am schwersten fertig zu produzieren war. Ganz feinfühlig mussten wir da sein, sonst wäre er auseinander gefallen. Und ich mag diese Fragilität, die Balance darin. Hört selbst!"
1. Alle Zeit
2. Vampire
3. Lehnen im Licht
4. Wasser, Luft und Licht
5. Sommer
6. Dieses Gefühl
7. Vom Schlimmsten
8. Mit Worten und Granaten
9. Heim
10. Teilchen
Label: Munich Warehouse
Veröffentlichung: 24.01.2025
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